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Wie der Januar, so das Jahr?

Januarbarometer im S&P 500: Wie zuverlässig ist der Januar?

Der Jahresauftakt gilt an der Wall Street als Stimmungscheck: Läuft der Januar im S&P 500 gut, endet das Börsenjahr historisch häufig ebenfalls im Plus – und umgekehrt. Der Beitrag erklärt, was hinter dem Januarbarometer steckt, wie es sich vom Januar-Effekt unterscheidet und wie Anleger sowie Trader die Regel sinnvoll als Trend- und Bias-Filter nutzen können, ohne sie zu überbewerten.

Januarbarometer S&P 500: Wie zuverlässig ist der Januar? (Auswertung 1995–2024) Quelle: Adobe

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Die alte Börsenweisheit „Wie der Januar, so das Jahr“ taucht jedes Jahr wieder auf – besonders dann, wenn die Märkte mit Schwung ins neue Jahr starten oder direkt Gegenwind bekommen. Hinter dieser Faustregel steckt das Januarbarometer: die Idee, dass die Richtung im Januar häufig ein Hinweis darauf sein kann, ob das Gesamtjahr eher freundlich oder eher schwierig wird. 

Wichtigste Punkte im Überblick

  • Das Januarbarometer gilt als Stimmungscheck: Wie der Januar im S&P 500  läuft, so verläuft oft auch das Börsenjahr.
  • Entscheidend ist die Einordnung: Es beschreibt Wahrscheinlichkeiten und Marktstimmung – keine Garantie und kein automatisches Handelssignal.
  • Am sinnvollsten ist es als Orientierung für die Grundtendenz (risk-on/risk-off) – immer im Zusammenspiel mit dem aktuellen Marktumfeld und sauberem Risikomanagement

Was ist das Januarbarometer?

Das Januarbarometer beschreibt eine einfache Beobachtung aus der Markthistorie: Der erste Monat des Jahres kann manchmal wie ein „Stimmungscheck“ wirken, der zeigt, ob Anleger zu Jahresbeginn eher bereit sind, Risiko aufzubauen – oder ob sie sich defensiv positionieren. Ein positiver Januar wird dabei häufig als Hinweis interpretiert, dass der Risikoappetit grundsätzlich vorhanden ist und sich Momentum im Jahresverlauf leichter fortsetzen kann. Umgekehrt kann ein schwacher Januar darauf hindeuten, dass der Markt schon früh im Jahr mit Unsicherheit kämpft – etwa wegen Konjunktursorgen, Zinsfragen oder geopolitischen Risiken. Wichtig ist die richtige Erwartungshaltung: Das Barometer ist keine Naturkonstante und ersetzt weder Analyse noch Risikomanagement. Es ist eher eine Heuristik, die in manchen Phasen gut passt – und in anderen Phasen deutlich weniger Aussagekraft hat.

Januarbarometer im S&P 500: Auswertung 1995–2024

Für die Praxis zählt vor allem eine Frage: Wie oft lag diese Faustregel historisch richtig? Um das zu prüfen, lässt sich die Entwicklung des S&P 500 im Januar direkt mit dem Ergebnis des Gesamtjahres vergleichen. Dafür wird der Januar-Return als Veränderung vom Vorjahres-Schlusskurs bis zum letzten Handelstag im Januar gemessen. Der Jahres-Return nutzt denselben Ausgangspunkt und reicht bis zum Jahresschluss. Als Datenbasis dienen historische Schlusskurse des S&P 500.

Das Bild aus den letzten 30 vollständig abgeschlossenen Jahren (1995–2024) ist eindeutig: Der Januar schloss in diesem Zeitraum 17-mal im Plus. In 14 dieser Fälle endete auch das Gesamtjahr positiv – eine Trefferquote von 82,35%. Ganz ohne Ausnahmen geht es jedoch nicht: In einzelnen Jahren reichte ein starker Jahresauftakt nicht, um das Jahr zu tragen – dazu zählen in diesem Zeitraum 2001, 2011 und 2018. Genau solche Abweichungen machen deutlich, wie das Januarbarometer einzuordnen ist: als nützlicher Stimmungs- und Trendfilter, aber nicht als verlässliche Prognose, denn spätere Schocks oder Regimewechsel können das Jahresbild jederzeit drehen.

Januarbarometer (1995 - 2024)

Januarbarometer im S&P 500: Auswertung 1995–2024 Quelle: LSEG Datastream/Bouhmidi
Januarbarometer im S&P 500: Auswertung 1995–2024 Quelle: LSEG Datastream/Bouhmidi

Januarbarometer in US-Zwischenwahljahren: Warum der Jahresstart oft holprig ist

Ein spannender Zusatzblick ergibt sich, wenn man das Januarbarometer nicht über alle Jahre hinweg betrachtet, sondern gezielt auf US-Zwischenwahljahre (Midterms) im S&P 500 schaut. In dieser Teilstichprobe fällt vor allem eines auf: Der Jahresauftakt ist in Midterm-Jahren überdurchschnittlich häufig negativ – der Markt startet also öfter mit Gegenwind als mit Rückenwind. In dem betrachteten 60-Jahres-Fenster von 1965 bis 2024 umfasst die Stichprobe 15 Zwischenwahljahre (von 1966 bis 2022). In 9 von 15 Fällen endete der Januar im Minus – das entspricht 60%. Gleichzeitig schlossen 7 von 15 Jahren das Gesamtjahr ebenfalls negativ (46,7%). Das passt zu dem Eindruck, dass Zwischenwahljahre häufiger von Unsicherheit geprägt sind: Ein schwacher Januar kommt öfter vor, und auch negative Gesamtjahre sind relativ häufig.

Trotzdem wäre es ein Fehler, daraus eine harte Regel abzuleiten. Gerade in Midterm-Jahren taugt ein negativer Januar nicht als verlässliches „Jahresurteil“. In der Auswertung drehten 5 von 9 Jahren nach einem schwachen Januar später im Verlauf trotzdem noch ins Plus. Umgekehrt zeigt sich ebenfalls, dass ein positiver Jahresauftakt keine Garantie für ein gutes Börsenjahr ist: 3 Jahre starteten mit einem positiven Januar, endeten am Jahresende aber dennoch im Minus. Die naheliegende Schlussfolgerung lautet daher: In Zwischenwahljahren ist der Januar weniger ein klassisches Barometer im Sinne eines eindeutigen Richtungsfilters, sondern eher ein Frühindikator für erhöhte Unsicherheit und Volatilität. 

Das ist auch inhaltlich plausibel, denn Midterm-Jahre sind politisch oft aufgeladen: Wahlkampf, Mehrheitsfragen, fiskalische Debatten und Regulierungsrisiken können die Risikobereitschaft zu Jahresbeginn dämpfen. Häufig stabilisiert sich das Bild erst später im Jahr, wenn Unsicherheit abnimmt, Erwartungen klarer werden und sich Marktteilnehmer neu positionieren.

Midterm-Jahre im S&P 500: Januar- und Jahresperformance im Überblick (1966–2022)

Januarbarometer: Midterm-Jahre im S&P 500 Quelle: LSEG Datastream/Bouhmidi
Januarbarometer: Midterm-Jahre im S&P 500 Quelle: LSEG Datastream/Bouhmidi

Januarbarometer vs. Januar-Effekt: Wo liegt der Unterschied?

Obwohl beide Begriffe ähnlich klingen, beschreiben sie unterschiedliche Dinge. Beim Januarbarometer geht es um die Frage, ob die Richtung des Januars etwas über die Richtung des Gesamtjahres aussagt. Der Januar-Effekt dagegen ist eine klassische saisonale Anomalie aus der Finanzmarktforschung: Historisch wurden im Januar teils überdurchschnittliche Renditen beobachtet – besonders bei kleineren Aktienwerten. Als mögliche Erklärung wird oft angeführt, dass Anleger zum Jahresende Verluste realisieren und danach im neuen Jahr wieder in bestimmte Titel zurückkehren. Allerdings ist dieser Effekt nicht in jeder Phase gleich stark und wurde im Zeitverlauf häufig schwächer oder unzuverlässiger. Kurz gesagt: Das Barometer ist ein Richtungsfilter für das Jahr, der Effekt eine saisonale Rendite-Auffälligkeit – häufig außerhalb der großen US-Indizes sogar deutlicher sichtbar als im S&P 500.

Warum kann der Januar als „Barometer“ funktionieren?

Der Jahresstart ist an den Finanzmärkten ein besonderer Zeitpunkt. Viele Investoren strukturieren Portfolios neu, passen Quoten an, setzen frische Risikobudgets ein oder führen Rebalancings durch. Gleichzeitig werden Erwartungen für Wachstum, Inflation und Zinsen im neuen Jahr oft neu „eingepreist“, weil sich Narrative verschieben: Was im Dezember noch Konsens war, kann im Januar bereits kippen. Wenn dann zusätzlich Marktbreite und Momentum mitspielen, kann aus einem guten Start eine sich selbst verstärkende Bewegung entstehen. Genauso möglich ist aber das Gegenteil: Ein schwacher Jahresauftakt kann dazu führen, dass Anleger Risiko abbauen, Positionen enger absichern oder neue Engagements aufschieben. In solchen Phasen hat der Januar eher die Funktion eines Frühwarnsignals – aber eben ohne Garantie, dass es dabei bleibt.

So kannst du das Januarbarometer in der Praxis nutzen

Am sinnvollsten ist das Januarbarometer als Bias-Filter. Ein positiver Januar kann als Rückenwind dienen, um trendfolgende Setups bevorzugt in Long-Richtung zu suchen – etwa bei Pullbacks in Aufwärtstrends oder bei Breakouts, wenn die Marktstruktur passt. Ein negativer Januar kann dagegen ein Hinweis sein, defensiver zu agieren: kleinere Positionsgrößen, schnellere Gewinnmitnahmen, höhere Anforderungen an Setups oder ein stärkerer Fokus auf Absicherung.

Der entscheidende Punkt ist jedoch die Einbettung in den Kontext. Wenn etwa Zinsen steigen, die Volatilität hoch ist oder die Marktbreite deutlich abnimmt, kann ein positiver Januar deutlich weniger wert sein als in einem Umfeld mit stabilen Finanzierungsbedingungen und breiter Risikoaufnahme. Das Barometer liefert also keine Antwort „Kaufen oder verkaufen“, sondern eher die Frage: Wie aggressiv oder vorsichtig sollte ich meine Ideen grundsätzlich umsetzen?

Grenzen: Wann das Januarbarometer besonders trügerisch sein kann

Die Regel wird vor allem dann gefährlich, wenn sich das Marktumfeld im Jahresverlauf fundamental verändert. Schocks – ob geopolitisch, makroökonomisch oder durch abrupte Zinswechsel – können das Bild schnell drehen. Auch Jahre mit starker Mean-Reversion sind typisch: Der Markt startet kräftig, gibt aber später einen großen Teil wieder ab, oder umgekehrt. Zusätzlich sollte man im Hinterkopf behalten, dass jede Regel, die aus Daten abgeleitet wird, immer auch ein Zufallsanteil sein kann. Je mehr man nach Mustern sucht, desto größer ist die Gefahr, Muster zu finden, die in der Zukunft nicht mehr tragen.

FAQ zum Januarbarometer

  1. Ist das Januarbarometer wissenschaftlich bewiesen?
    Nein. Es ist eine Marktbeobachtung. Es liefert Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten.
  2. Gilt das Januarbarometer nur für den S&P 500?
    Am bekanntesten ist es im US-Markt. Häufig wird es am S&P 500  diskutiert. Bei anderen Indizes kann es funktionieren, muss aber nicht.
  3. Ist eine Trefferquote von 82% „gut“?
    Sie wirkt hoch. Entscheidend ist der Vergleich mit der Grundquote positiver Börsenjahre. Wichtig ist auch, ob die Regel in verschiedenen Marktphasen stabil bleibt.
  4. Was ist der Unterschied zwischen Januarbarometer und Januar-Effekt?
    Das Barometer schaut auf die Richtung im Januar und leitet daraus einen Jahres-Bias ab. Der Januar-Effekt beschreibt eine saisonale Stärke im Januar, oft eher bei Nebenwerten, und ist nicht konstant.
  5. Wie sollte man das Januarbarometer praktisch nutzen?
    Als Orientierung für den Grundton. Nicht als alleinige Handelsentscheidung. Kontext und Risikomanagement bleiben wichtiger.

Hinweis: Frühere Wertentwicklungen oder Simulationen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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