Geldpolitik
Wichtige Zentralbank-Sitzungen im September versprechen hohe Volatilität an den Devisen- und Kapitalmärkten.
Besonders die US-Notenbank (Fed) dürfte mit ihrem Zinsentscheid den größten globalen Einfluss entfalten, während EZB, Bank of England und Bank of Japan ihre eigenen geldpolitischen Herausforderungen meistern müssen.
Die kommenden Wochen sind vollgepackt mit richtungsweisenden Terminen:
EZB: Donnerstag, 11. September, 14:15 Uhr MESZ
Fed: Donnerstag, 18. September, 20:00 Uhr MESZ
BoE: Donnerstag, 18. September, 13:00 Uhr MESZ
BoJ: Freitag, 19. September, 5:00 Uhr MESZ
Die enge zeitliche Abfolge der Beschlüsse erhöht die Marktchancen, birgt aber gleichzeitig erhebliche Risiken für Trader.
Nach acht Zinssenkungen seit Juni 2024 hatte die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli eine Pause eingelegt. Diese vorsichtige Haltung dürfte auch im September Bestand haben.
Inflation: Die Verbraucherpreise stiegen im August um 2,1 % im Jahresvergleich, die Kernrate blieb stabil.
Handelsrisiken: Europäische Exporteure leiden unter neuen US-Zöllen von bis zu 15 % – besonders die Auto-, Pharma- und Halbleiterindustrie.
Geopolitik: Der Ukraine-Krieg und mögliche US-Zollforderungen gegenüber China und Indien verschärfen die Unsicherheit.
Die EZB wird daher mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre vorsichtige Linie beibehalten und die Zinsen bis Jahresende stabil halten.
Die US-Notenbank (Fed) steht unter Druck, da die Arbeitsmarktdaten deutlich schwächeln:
Jobwachstum: Nur 22.000 neue Stellen im August (Erwartung: 75.000).
Arbeitslosigkeit: 4,3 %, höchster Wert seit Oktober 2021.
Inflation: PPI +3,3 %, CPI +2,7 % im Jahresvergleich.
Die Märkte erwarten fast sicher eine Zinssenkung – wahrscheinlich um 25 Basispunkte. Die Fed-Funds-Futures preisen zudem eine 66 %-Chance auf drei oder mehr Senkungen bis Jahresende ein.
Zusätzlich erschweren politische Spannungen (Trump-Kritik an Powell, Debatte um Fed-Unabhängigkeit) die Kommunikation.
Die BoE senkte im August den Leitzins von 4,25 % auf 4,00 %, allerdings mit knapper Mehrheit.
Inflation: Juli-Inflation bei 3,8 % (Kern- und Gesamtinflation).
Arbeitsmarkt: Beschäftigung sinkt seit sechs Monaten in Folge.
Anleihemärkte: 30-jährige Gilts stiegen auf 5,72 % – höchster Stand seit 1998.
Im September wird kein weiterer Zinsschritt erwartet. Überraschend dovishe Töne könnten das Pfund jedoch stark unter Druck setzen.
Die BoJ profitiert von einer konjunkturellen Erholung:
Wachstum: BIP +2,2 % im 2. Quartal (annualisiert).
Inflation: Kernrate im Juli bei 3,1 % – rückläufig, aber weiter über 2 %.
Risiken: US-Handelspolitik könnte Japans exportorientierte Wirtschaft belasten.
Die BoJ dürfte im September an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Andeutungen einer Straffung für 2025 könnten dem Yen jedoch spürbar Auftrieb geben.
EUR/USD: Widerstand bei 1,1795; Unterstützungen bei 1,1656 (50-Tage-Linie) und 1,1391 (August-Tief). RSI neutral bei 52.
GBP/USD: Intakter Aufwärtstrend im Kanal; Widerstand bei 1,3595, Unterstützung bei 1,3333.
USD/JPY: Kritischer Bereich bei 148,6–148,8. Ein Bruch nach oben könnte die Dollar-Schwäche umkehren, Unterstützung bei 146.
Die Notenbankentscheidungen beeinflussen gleich mehrere Märkte:
Devisenmärkte: Fed-Entscheid dominiert, EZB- und BoJ-Signale könnten EUR/USD und USD/JPY stark bewegen.
Anleihemärkte: Erwartete Zinsschritte wirken direkt auf Renditekurven und Inflationserwartungen.
Aktienmärkte: Lockerung stützt Bewertungen, schwache Konjunktursignale könnten aber belasten.
Rohstoffe: Gold und andere Edelmetalle profitieren traditionell von sinkenden Realrenditen.
Fazit: Der September wird zu einem Schlüsselmonat für die globale Geldpolitik. Trader sollten auf erhöhte Volatilität achten, Risikomanagement anpassen und Chancen in Devisen, Anleihen und Rohstoffen sorgfältig abwägen.