Ausblick 2026
Für den Hang Seng deutet sich 2026 ein dynamisches Jahr an, gestützt durch politische Impulse, starke Technologieentwicklung und zunehmendes Anlegervertrauen.
Stärkstes Jahr seit 2017: Der Hang Seng legte 2025 rund 29 % zu – getragen von KI-Innovationen (DeepSeek), politischer Unterstützung und einer deutlichen Bewertungsaufholung.
Katalysatoren 2026: Lockerungsspielraum der PBOC, starke IPO-Pipeline in Hongkong und enorme potenzielle Kapitalzuflüsse aus chinesischen Haushaltsersparnissen.
Risiken & Prognose: Trotz schwacher Binnenkonjunktur und geopolitischer Unsicherheiten erwarten wir eine Gewinnbeschleunigung – mit einem Basisszenario-Ziel von 28.300 Punkten bis Ende 2026.
Der Hongkonger Hang Seng Index (HS50) hat 2025 sein bestes Jahr seit 2017 hingelegt und 29 % Year-to-Date zugelegt. Mehrere Faktoren haben das Vertrauen der Anleger in chinesische und Hongkonger Aktien spürbar gestärkt.
Die Einführung des KI-Modells DeepSeek kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest löste breiten Optimismus für den Technologiesektor aus und unterstrich Chinas wachsende Fähigkeiten im globalen KI-Wettbewerb. Parallel dazu sorgten eine lockere Geldpolitik und fiskalische Impulse für ein konstruktives Umfeld, das die wirtschaftliche Stabilisierung unterstützte.
Zusätzlich holte der Markt nach jahrelanger Unterbewertung gegenüber globalen Benchmarks auf. Zwar führten die fortlaufenden Handelsspannungen zwischen China und den USA zu episodischer Volatilität, doch Phasen diplomatischer Entspannung stabilisierten die Stimmung deutlich.
Die Entwicklung der einzelnen Sektoren im Jahr 2025 fiel äußerst unterschiedlich aus und spiegelte die klare Präferenz der Anleger für Wachstums- und Innovationsbranchen wider.
Der Materials-Sektor war mit einem beeindruckenden Plus von 143 % der klare Gewinner. Getrieben von stark gestiegenen Metallpreisen erlebte die Branche einen deutlichen Nachfrage- und Margenschub.
Ebenfalls sehr robust zeigte sich der Health-Care-Sektor, der um 91 % zulegte. Fortschritte in der Arzneimittelforschung und mehrere technologische Durchbrüche sorgten hier für anhaltenden Kapitalzufluss und wachsenden Optimismus.
Der Bereich Industrials verzeichnete ein moderateres Wachstum von 19 %. Trotz solider Fundamentaldaten sorgten geopolitische Unsicherheiten für eine zurückhaltendere Positionierung der Investoren.
Am unteren Ende der Performance-Skala rangierten die Utilities, die lediglich um 6 % zulegten. In einem von Risikobereitschaft geprägten Marktumfeld standen defensive Sektoren weniger im Fokus, da Anleger verstärkt in höher bewertete Wachstumssegmente umschichteten.
Mehrere strukturelle Faktoren stützen einen positiven Ausblick für China-Aktien und den Hang Seng Index im Jahr 2026.
Die chinesische Notenbank besitzt weiterhin Spielraum für geldpolitische Lockerungen – etwa über Leitzinssenkungen oder eine Reduktion der Mindestreservesätze. Allerdings ist kein aggressives Stimulusprogramm zu erwarten. Die PBOC verfolgt eine „überzyklische“ Stabilisierungspolitik, die langfristige Ziele über kurzfristige Wachstumsimpulse stellt.
Chinas Fünfjahresplan priorisiert:
Technologieinnovation
Industrielle Modernisierung
Stärkung des Binnenkonsums
Diese Kernsektoren dürften auch 2026 gezielt unterstützt werden – mit positiven Effekten auf Gewinne und Kapitalströme.
Hongkong war 2025 der weltweit führende IPO-Markt, mit 24 Mrd. USD Emissionsvolumen aus 66 Börsengängen. Mit rund 300 laufenden IPO-Anträgen verfügt die Hong Kong Exchange über eine extrem starke Pipeline, was auf weiterhin hohe Kapitalmarktaktivität hindeutet.
Besonders spannend: Die chinesischen Haushalte verfügen über 163,7 Billionen RMB (23 Billionen USD) an Bankeinlagen. Bereits 5 % Umschichtung in Aktien entsprächen:
6 % der gesamten Marktkapitalisierung der China-Onshore- und Offshorebörsen. Ein leichter Stimmungsumschwung könnte daher erhebliche Kapitalzuflüsse auslösen.
Trotz der konstruktiven Perspektive bestehen mehrere Risikofaktoren.
Die wirtschaftliche Erholung bleibt fragil:
Industrieproduktion: +4,9 % YoY (Oktober)
Einzelhandelsumsätze: +2,9 % YoY
Immobilienpreise fallen weiter
Fixinvestitionen rückläufig
Der Immobiliensektor bleibt ein struktureller Belastungsfaktor.
Übermäßige Konkurrenz und hohe Kapazitäten in einzelnen Industriezweigen drücken die Margen. Dieses Phänomen der „Involution“ könnte die Gewinnentwicklung vieler Unternehmen begrenzen, selbst wenn die Umsätze moderat wachsen.
Die US-China-Beziehungen bleiben eine Wildcard. Obwohl die gegenseitigen Zölle bis November 2026 ausgesetzt sind, bergen Themen wie:
Taiwankonflikt
Exportkontrollen für Hightech & Chips
Rare-Earth-Abhängigkeiten
erhebliche Risiken für Marktstabilität.
Der Aufwärtstrend chinesischer Aktien seit 2024 basiert bislang vor allem auf einer Neubewertung des Marktes, nicht jedoch auf einer starken Dynamik der Unternehmensgewinne. Für eine nachhaltige Fortsetzung der Rally im Jahr 2026 wird es entscheidend sein, dass sich das Gewinnwachstum beschleunigt und die Fundamentaldaten die höheren Bewertungen zunehmend rechtfertigen.
Aktuell wird der Hang Seng Index mit einem Forward-KGV von 11,8 gehandelt und liegt damit:
leicht über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 10,7,
deutlich unter dem 10-Jahres-Hoch von 15,5 aus dem Jahr 2021,
und weit unter dem S&P 500, der derzeit bei einem Forward-KGV von rund 22 notiert.
Damit bleiben chinesische Aktien im internationalen Vergleich attraktiv bewertet, insbesondere vor dem Hintergrund steigender technologischer Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender globaler Kapitalflüsse Richtung Asien.
Für die kommenden Jahre erwarten wir eine allmähliche Verbesserung der Gewinnentwicklung:
Gewinnwachstum 2025: +4 %
Gewinnwachstum 2026: +8 %
Unter der Annahme, dass das Bewertungsniveau stabil bleibt, ergibt sich daraus unser Basisszenario für den Hang Seng Index bis Ende 2026:
Im Einklang mit den wirtschaftspolitischen Prioritäten der chinesischen Regierung sehen wir die attraktivsten Chancen in folgenden Bereichen:
Technologie & Künstliche Intelligenz, insbesondere Unternehmen, die im globalen KI-Wettbewerb Marktanteile gewinnen können
Consumer Discretionary, unterstützt durch steigenden Binnenkonsum und wachsende Kaufkraft
Zyklische Branchen, deren Marktführer strukturell profitieren und Marktanteile ausbauen können
Unternehmen, die von Anti-Involution-Maßnahmen profitieren, also von Reformen zur Reduzierung übermäßiger Konkurrenz und Überkapazitäten
Hinweis: Frühere Wertentwicklungen oder Simulationen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.