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Einführung in börsengehandelte Produkte

Lektion 4 von 9

Wie funktioniert die Hebelwirkung (Leverage) bei Wertpapieren?

Leverage kann ein nützliches Hilfsmittel sein, um das Exposure in einem Vermögenswert ohne zusätzliches Kapital zu erhöhen. Damit kann es die Renditen auf ihren initialen Kapitaleinsatz vervielfachen. Es kann jedoch auch Ihre Verluste verstärken, wenn sich der Markt zu Ihren Ungunsten bewegt.

Wie wird die Hebelwirkung berechnet?

Die Hebelwirkung multipliziert Ihr Exposure in einem Markt mit einem bestimmten Faktor. Je nach Wertpapier, das Sie kaufen, kann dieser Faktor eine beliebige Zahl Ihrer Wahl sein (3, 5, 100 etc).

Zum Beispiel könnten Sie eine Position auf einen zugrunde liegenden Basiswert im Wert von 100 € eröffnen, und das Wertpapier bietet Ihnen das Exposure in diesem Vermögenswert zu einem Preis von 10 €.

Die Hebelwirkung wird berechnet, indem der Preis des zugrunde liegenden Basiswerts durch denjenigen des Wertpapiers geteilt wird.

In diesem Fall 100 € / 10 € = 10.

Der Hebelfaktor ist daher 10, was bedeutet, dass Ihr Exposure im zugrunde liegenden Basiswert zehn Mal so hoch ist wie der von Ihnen gezahlte Betrag.

Aber was bedeutet das?

Wenn sich der zugrunde liegende Basiswert um 1 % bewegt, bewegt sich Ihr Wertpapier um 10 %, weil die Auswirkung auf Ihren Kapitaleinsatz zehn Mal so hoch ist. Wenn sich der zugrunde liegende Basiswert um 2 % bewegt, bewegt sich Ihr Wertpapier um 20 %, und so weiter.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Hebelwirkung Verluste genauso verstärken kann wie Gewinne. Wenn Sie also ein Wertpapier mit einem Hebelfaktor von 10 kaufen und der zugrunde liegende Basiswert gibt um 3 % nach, würde der Wert Ihres Wertpapiers um 30 % fallen.

Gehebelte, damit vervielfachte Verluste sind ein Risiko des Tradings mit Leverage. Im Unterschied zu OTC-gehandelten Fnanzinstrumenten– bei denen ein einziger Trade das gesamte Kapital auf Ihrem Konto vernichten kann – ist Ihr maximaler Verlust bei Wertpapieren auf Ihren initialen Kapitaleinsatz beschränkt.

Übung

Wenn Sie ein Wertpapier mit einem Hebelfaktor von 2 kaufen und der zugrunde liegende Basiswert bewegt sich um 3 %, um welchen Prozentsatz verändert sich dann der Wert Ihres Wertpapiers?
  • a 2 %
  • b 3 %
  • c 5 %
  • d 6 %

Richtig

Falsch

Die Veränderung des Werts des Wertpapiers ist doppelt so hoch wie die beim zugrunde liegenden Basiswert verzeichnete Bewegung von 3 %.
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Wie wirkt sich die Volatilität auf das Risiko aus, wenn Leverage eingesetzt wird?

Leverage kann ein wirksames Hilfsmittel sein, um von starken Markttrends zu profitieren. Sie sollten jedoch im Hinterkopf behalten, dass eine an den Märkten aufkommende Krise zu verstärkter Unsicherheit führen und damit einen Anstieg der Volatilität verursachen kann.

Diese verstärkte Volatilität bedeutet ein höheres Risiko für Hebelprodukte, da starke Marktumschwünge Verluste verstärken können. Es ist mit Wertpapieren jedoch möglich, Verluste auf den Betrag des initialen Kapitaleinsatzes zu begrenzen.

Schon gewusst?

Besonders in Zeiten von Verlusten an den Aktienmärkten haben Sie Finanzexperten vielleicht schon vom VIX – oder dem 'Angstbarometer' – sprechen hören, ohne richtig zu verstehen, was das bedeutet.

Sein vollständiger Name lautet CBOE Volatility Index, und sein Zweck besteht darin, die erwartete Volatilität des S&P 500 über einen 30 Tage Zeitraum abzubilden. Er verhält sich umgekehrt proportional zum US-Aktienmarkt: Wenn die US-Aktienmärkte auf Talfahrt sind, steigt der VIX stark an.

Sie sollten für sich sorgfältig prüfen, welches Risiko Sie einzugehen bereit sind. Wenn Sie eine höhere Risikobereitschaft haben, tendieren Sie vermutlich dazu, aufgrund der Aussicht auf höhere Renditen trotz kurzfristiger Kurstrends mehr Volatilität in Kauf zu nehmen Wenn Ihre Risikobereitschaft geringer ist, könnten Sie hingegen generell weniger geneigt sein, volatile Vermögenswerte zu halten.

Wie können Trader die Hebelwirkung für sich nutzen?

Wie wir gesehen haben, hängt die Sichtweise auf Leverage wie bei den meisten Marktaktivitäten von den Zielsetzungen und der Risikobereitschaft eines Traders ab.

Ein aggressiver Trader mit einem Kapital von 1000 € könnte Leverage als Chance wahrnehmen, ein höheres Exposure in einem zugrunde liegenden Basiswert zu erhalten als wenn er die Summe direkt in diesen Vermögenswert investieren würde.

Ein konservativer Trader mit demselben Kapitalbetrag könnte Leverage hingegen als Chance sehen, ein Exposure von 1000 € in einem zugrunde liegenden Basiswert zu erhalten, ohne den gesamten Betrag aufzubrauchen. Er könnte zum Beispiel 200 € für ein Wertpapier mit einem Hebelfaktor von 5 ausgeben, um dieses Ziel zu erreichen.

Übung

Welche der folgenden Optionen für ein gehebeltes Wertpapier wären nicht gleichwertig zur direkten Anlage von 3000 € in einen zugrunde liegenden Basiswert: etwa dem Vermögenswert ABC?
  • a Einsatz von 300 € für ein Wertpapier, das ABC mit einem Hebelfaktor von 10 folgt
  • b Einsatz von 1000 € für ein Wertpapier, das ABC mit einem Hebelfaktor von 3 folgt
  • c Einsatz von 60 € für ein Wertpapier, das ABC mit einem Hebelfaktor von 5 folgt
  • d Einsatz von 1500 € [für ein Wertpapier, das ABC mit einem Hebelfaktor von 2 folgt

Richtig

Falsch

Im Unterschied zu den anderen Optionen, die alle ein Exposure von 300 € in ABC bieten, würde Option C nur ein Exposure von 300 € bieten (60 € x 5).
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Zusammenfassung dieser Lektion

  • Leverage (Hebelwirkung) verstärkt das Exposure in einem zugrunde liegenden Basiswert und gibt Tradern die Möglichkeit, eine große Position mit einem geringen Geldbetrag zu steuern.
  • Die Hebelwirkung kann Ihre Renditen, aber auch Ihre Verluste vervielfachen.
  • Höhere Marktvolatilität bedeutet bei Einsatz von Leverage ein deutlich erhöhtes Risiko
  • Aggressive Trader können Leverage als Möglichkeit betrachten, das Exposure in einem zugrunde liegenden Basiswert stärker zu erhöhen als bei einer direkten Anlage
  • Konservative Trader ziehen Leverage eher als Hilfsmittel in Betracht, das gewünschte Exposure mit einem geringeren Kapitaleinsatz zu erreichen.
Lektion abgeschlossen