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Wie der Handel funktioniert

Lektion 6 von 6

Warum tätigen Händler Leerverkäufe?

Es gibt diverse Gründe für Leerverkäufe:

Spekulation

Wenn Sie eine spekulative Short-Position eröffnet haben, beabsichtigen Sie, von einem potenziellen Abschwung des Markts zu profitieren.

Spekulative Leerverkäufe ermöglichen es Händlern, selbst auf Bärenmärkten aktiv zu bleiben. Allerdings sind derartige Handelsgeschäfte mit einem hohen Risiko verbunden.

Ihre Verluste sind theoretisch unbegrenzt.

Nehmen wir einmal an, Sie verkaufen 100 Aktien leer zu einem Kurs von 10 CHF. Ihr maximaler Gewinn beträgt 1000 CHF, wenn der Aktienkurs auf null fällt. Steigt der Aktienkurs hingegen, beispielsweise auf 40 CHF, so beträgt Ihr Verlust schmerzhafte 3000 CHF. Und er könnte unendlich weiter ansteigen, wenn die Aktie weiter steigt. Letztendlich sind Kursanstiegen keine Grenzen gesetzt.

Darum ist es wichtig, dass Sie Ihr Risiko steuern, wenn Sie Leerverkäufe tätigen. Wie dies geht, erklären wir Ihnen im Kurs "Planung und Risiko-Management".

Schon gewusst?

Spekulative Leerverkäufer können nützlich für den Markt sein, weil sie die Handelsvolumina und die Liquidität erhöhen. Sie können allerdings auch die Kursbewegungen beeinflussen und sogar zum Zusammenbruch von Märkten führen.
1992 spekulierte George Soros, dass das Pfund Sterling nach einer langen Periode, in der die britische Regierung den Wert künstlich gestützt hatte, fallen würde. Die Politik der Regierung wurde durch den Druck der Leerverkäufe (einschliesslich der grossen Handelsgeschäfte von Soros) so stark geschwächt, dass sie nicht mehr tragbar war. Grossbritannien stieg aus dem Wechselkursmechanismus II aus und das Pfund stürzte ab. Soros hatte 10 Milliarden US-Dollar in Short-Positionen riskiert. Über Nacht machte er einen Gewinn von 1 Milliarde US-Dollar, und bald kletterte sein Gewinn auf fast 2 Milliarden US-Dollar. 

Hedging

Spekulanten gehen Risiken ein, Hedger hingegen versuchen sich gegen Risiken zu schützen.

Eine Short-Position einzunehmen, ist eine verbreitete Strategie, um das Risiko ungünstiger Kursbewegungen bei einer Long-Position in Ihrem Bestand abzusichern.

Kurz gesagt, steht dahinter die Idee, dass immer dann, wenn Ihre Long-Position Verluste macht, Ihre Short-Position Gewinne macht und somit die Verluste aus der Long-Position ausgleicht.

Wenn Sie zum Beispiel eine Auswahl an Aktien aus dem FTSE 100 besitzen, könnten Sie eine Short-Position beim gesamten FTSE-Index eingehen, um bei einem fallendem Markt potenzielle Verluste auszugleichen. Ihr Aktienportfolio sinkt dann zwar immer noch, aber durch Ihre Short-Position am Index selbst wird Ihr Gesamtverlust gemindert. 

Ein Hedge ist also ähnlich wie eine Versicherung. Es sichert Ihr Risiko ab. Und wie bei jeder Versicherung ist es mit Kosten verbunden: Wenn Ihre Long-Position einen Gewinn macht, macht Ihr Short-Hedge normalerweise einen Verlust, der den Gesamtgewinn mindert. Händler sind aber oft der Ansicht, dass der durch das Hedge gewährte Schutz diese Kosten lohnt. 

Möglichkeiten für Leerverkäufe

In der Praxis kann es für Privathändler schwierig sein, einen Broker zu finden, der Leerverkaufsdienste für Privatanleger anbietet. Sie können Short-Positionen jedoch auch über diverse Derivate einnehmen:

  • Optionen
  • Futures
  • CFD-Handel

Zusammenfassung

  • Händler können Leerverkäufe tätigen, um auf die Kursbewegungen zu spekulieren (wobei sie ein Risiko eingehen) oder um Long-Positionen abzusichern (wobei sie sich gegen ein Risiko schützen).
  • Bei Leerverkäufen ist das Risiko theoretisch unbegrenzt.
  • Anstatt über einen Broker zu handeln, können Sie auch Derivate nutzen, um Leerverkäufe zu tätigen.
Lektion abgeschlossen